
Die Gezeiten: Wie entstehen eigentlich Ebbe und Flut?
Foto: Jan Persiel Ebbe und Flut bestimmen den Rhythmus der Küsten- und Inselbewohner. Täglich ändern sich auch auf Sylt die Badezeiten, die Fahrpläne der Inselfähren, die Ankunftszeiten der Fischerboote. Hat das nicht etwas mit der Anziehungskraft des Mondes zu tun? Auch, aber nicht nur. Ausschlaggebend ist das physikalische Phänomen der Schwerkraft: Erde und Mond ziehen sich gegenseitig an. Auf dem Land ist die Anziehung kaum bemerkbar. In den beweglicheren Wassermassen der Erde bewirkt der Mond jedoch auf der ihm zugekehrten Erdseite eine Konzentration des Meerwassers, einen "Wasserberg“ - dann herrscht dort Flut. Zugleich bildet sich auf der dem Mond abgewandten Erdseite ein zweiter Wasserberg. Verantwortlich dafür sind die Fliehkräfte, die durch die Drehung von Mond und Erde um einen gemeinsamen Schwerpunkt entstehen. Die Erde dreht sich in 24 Stunden unter den beiden Flutbergen hindurch um ihre eigene Achse. Von einer Flut zur nächsten dauert es allerdings 12 Stunden und 25 Minuten, weil der Mond sich an einem Tag weiter um die Erde bewegt. So hat jeder Ort zweimal täglich Ebbe und Flut, während das Hochwasser jeden Tag etwa 50 Minuten später eintrifft als am Vortag.
Springflut und Nippflut bei besonderen Planetenkonstellationen
Auch die Sonne beeinflusst Ebbe und Flut, aber in geringerem Umfang, da sie sehr viel weiter von der Erde entfernt ist. Bei Neu- oder Vollmond stehen Sonne, Mond und Erde in einer Linie und verstärken die Anziehungskräfte: Es kommt zur Springflut, die höher steigt als sonst. Bei Halbmond hingegen steht die Sonne im rechten Winkel zur Mond-Erde-Achse und schwächt die Kraft des Mondes ab: Es ist Nippflut. Den unterschiedlichen Wasserstand zwischen Hoch- und Niedrigwasser bezeichnet man als Tidenhub. An der deutschen Nordseeküste beträgt er etwa 3,50 Meter. An der Ostsee ist der Tidenhub kaum bemerkbar, weil sie nur durch einige Meerengen zwischen dem Festland Verbindung zum offenen Meer hat. An der offenen Atlantikküste, beispielsweise in Frankreich, beträgt der Tidenhub dagegen bis zu zehn Metern. Dort wird die hydraulische Kraft des Meeres in Gezeitenkraftwerken zur Engergiegewinnung genutzt.
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