Mathilde, das Dänische Protestschwein

Mathilde, das Dänische Protestschwein

Man kann einige ungewöhnliche Fakten nennen, wenn es um Mathilde geht: Der Sau wurde nicht nur ein Name gegeben, auch die rebellische Bezeichnung ihrer Rasse wirft Fragen auf. Als einer der wenigen Vertreter seiner Art ist das Schwein zudem schon grundsätzlich etwas Besonderes. Zu guter Letzt: Mathildes Besitzer und sozusagen Patenonkel heißt Johannes King. Mathilde ist ein Rotbuntes Husumer Landschwein. Wie die meisten ihrer Artgenossen hat auch sie eine auffällig rote Färbung und einen weißen Streifen hinter dem Kopf. Der Hintergrund dieser Farbgebung ist geschichtsträchtig: Im Zuge des Deutsch-Dänischen Krieges annektierten die Preußen 1864 das Herzogtum Schleswig. Den im heutigen Nordfriesland lebenden Dänen wurde es daraufhin verboten, ihre Landesflagge zu hissen. Aus Protest dagegen züchteten die Dänen angeblich eine Schweinerasse in den rotweißen Flaggenfarben – deshalb ist das Husumer Landschwein auch als Dänisches Protestschwein bekannt.

Seltene alte Rasse

Mathildes Art ist heute vom Aussterben bedroht. Noch vor hundert Jahren existierten zahlreiche Exemplare dieser Nutztierrasse in Nordfriesland, doch nach und nach verschwanden sie. Durch intensives Züchten wächst der Bestand inzwischen wieder langsam an. Von den rund 300 Tieren, die es derzeit in Europa gibt, leben gut 70 auf dem Hockmannshof in Humptrup an der dänischen Grenze. Landwirt Heinrich Hock hat sich der Erhaltung dieser alten Rasse verschrieben und betreibt seit 2007 seinen Bio-Bauernhof in der Nähe von Sylt. Mit drei Schweinen begann er damals die Zucht. Als einer der wenigen Produzenten in Deutschland stellt er inzwischen Fleisch und feine Wurst vom Husumer Landschwein her und trägt auch dadurch zum Erhalt der Art bei. Die nachhaltige Haltung der Schweine, die ausschließlich draußen leben und selbst angebautes Bio-Futter bekommen, ermöglichte die Entstehung einer stabilen Population auf seinem Hof.

Ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk

Durch die Organisation Feinheimisch wurde auch Johannes King auf den Hockmannshof aufmerksam und ist begeistert – sowohl von Herrn Hocks Engagement als auch von seinen Produkten. Deshalb nahm er direkt drei Leberwurstsorten in das Sortiment seines Genuss-Shops in Keitum auf. Als Johannes King 2013 seinen 50. Geburtstag feierte, dachten sich seine Mitarbeiter eine ganz besondere Überraschung für ihn aus: Andreas Sondej, der damalige langjährige Küchenchef des Söl’ring Hof, organisierte kurzerhand das Ferkel Mathilde als Geschenk. Inzwischen ist Mathilde etwa ein Jahr alt. Die Sau lebt weiterhin auf dem Hockmannshof, doch Johannes King stattet ihr regelmäßig Besuche ab. Naturgemäß wird auch ihre Zeit irgendwann kommen – allerdings führt sie bis dahin ein glückliches Schweineleben in der schönen nordfriesischen Natur, das um einiges länger andauert als das vieler ihrer Artgenossen auf anderen Höfen. Johannes King sieht es so: "Es gibt Schweine, die haben weniger Schwein gehabt, als bei mir auf dem Teller zu landen.“   Fotos: Familie Hock

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